Literarische Abwege. Wilhelm Droste über literarische Cafés und politische Illusionen in Ungarn

Shownotes

Den Übersetzer, Herausgeber, Publizisten, Caféhausbetreiber, Kulturveranstalter und ehemaligen Dozenten des Lehrstuhls für Germanistik der Eötvös-Loránd-Universität Dr. Wilhelm Droste besuchte Enikő Dácz im März 2025 in seinem zentral gelegenen Budapester Café. Das nach dem Lieblingskaffehaus von Endre Ady benannte Három Holló/Drei Raben ist in den Räumlichkeiten des Piaristenordens untergebracht und ein der Literatur und Kunst gewidmeter Ort. Das Kulturprogramm, das ein junges Team gestaltet, zu dem mehrere junge Lyriker:innen gehören, spiegelt die Vielfalt der Budapester Kulturszene von Literatur über Theater, Balett bis hin zum Film wider.

Wilhelm Droste schilderte seinen Weg, der ihn vor mehr als 35 Jahren im Zeichen des jugendlichen Fanatismus, Fetischismus und der Literatur, aus dem Sauerland in die ungarische Hauptstadt führte. Als junger Student erlebte er die Ungarn als selbstbewusst, mutig und freundlich und sieht sie heute als ernüchtert, schämt sich für sie und würde das Land in dem aktuellen Krisenzustand nie verlassen. Seine andauernde Faszination für die ungarische Sprache, Literatur und Kultur motivierte ihn, mehrere Cafés in Budapest zu betreiben. Er erzählte, wie er seinen Aufenthalt als DAAD-Lektor von 5 auf 35 Jahre verlängerte, indem er als Lektor an der Universität blieb. Er ging auf seine früheren Cafés, die Rolle der FREESZFE (Freie Hochschule für Theater und Film) in Három holló/Drei Raben, seine gleichnamige deutschsprachige Literaturzeitschrift und die notwendigen Kompromisse ein, um ein ungarisch-deutsches Literaturcafé und Begegnungsort für Künstler und Literaten in Budapest betreiben zu können.

Aus dem Podcast erfährt man auch, warum das Café der ideale Ort für Literatur ist, wie Joschka Fischer die Schicksale von Literaturcafés in Budapest beeinflusste, was Három holló/Drei Raben mit Goethe zu tun hat, oder warum der ungarische Lyriker János Pilinszky für Wilhelm Droste eine wichtige Rolle spielt. Abschließend ging Wilhelm Droste auf seine geplante literarische Liebeserklärung an Budapest in Form eines Buches und seine Übersetzungspläne ein.

Links:

Zum Café

Literaturzeitschrift

FREESZFE

Podcastfolgen mit Gábor Schein zum jüdischen Budapest:

https://zwischengrenzen.online/das-juedische-budapest-im-gespraech-mit-gabor-schein-i-teil/

https://zwischengrenzen.online/das-juedische-budapest-im-gespraech-mit-gabor-schein-ii-teil/

Spiegelungen. Wissenschaft. Literatur. Feuilleton.

https://zwischengrenzen.online/schwerpunkte/podcast-donauwellen/

Ein Podcast des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München (IKGS). Das IKGS wird von der Beauftragten für Kultur und Medien institutionell gefördert.

CC-Lizenz: BY-NC-ND | IKGS 2025

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